Meine Reitbeteiligung bei Lucky - Seite 2

 

 

Heute, am Dreikönigstag des Jahres 2008 haben wir zusammen einen weiteren Meilenstein geschafft: Lucky ist mir ohne Seil oder Zügel auf leise Aufforderung hin gefolgt und nachgelaufen im Viereck. Ich hätte vor Freude fast geheult. Zuerst waren wir im Regen gemeinsam 3/4 Stunde auf Waldspaziergang - Lucky und ich sind zusammen noch nicht soweit, um gemeinsam Ausreiten zu können, deshalb machen wir zuerst Geländespaziergänge. Dabei kann entlang einer Holzbeige ein Seitwärtsgehen geübt werden. Oder auf einer Wegkreuzung ist ein Circling möglich. Seitensträsslein ermöglichen Rückwärtsübungen und zwischen mir und Holzbeige ist das Engpassspiel eine willkommene Abwechslung zum Viereck-Alltag. Ansonsten üben wir auf den Spaziergängen das Nachfolgen ohne gespanntes Seil und ohne, dass Lucky seitwärts weggeht. Ziel ist, dass er mir auf Richtung "Bauchnabel" folgt mit respektvollem, aber nicht ängstlichem Abstand - ohne am Boden oder links und rechts was zu fressen. Das klappte heute vorzüglich.

Weil der Regen unterdessen einer herrlich wärmenden Sonne gewichen war, wollte ich noch ein paar Reitübungen im Viereck machen zum Abschluss. Das machte mit einem so gut gelaunten Pferd wie Lucky viel Freude. Allerdings war Lucky durch den Waldspaziergang so richtig in Schwung gekommen und hat heute einen anständigen, gleichmässigen Trab hingelegt - zu schnell, damit ich meine Gleichgewichtsübungen mit Sitzenbleiben beim Traben, ohne mich Festzuhalten und mit Stehen in den Steigbügeln beim Traben ohne mich festzuhalten hätte trainieren können. Im Trab ging es um vier ausrangierte Autopneus oder durch ein "L" aus Stangen. So langsam ist Kreativität gefragt, um Lucky bei Laune zu halten.

   
So sah Lucky heute aus, als ich ihn zum Reiten abholen wollte... ...5/4 Putzstunden später war er dann parat...

Lucky kennt nun immer mehr. Am letzten Dienstag hatten wir in der Reitstunde ein herrliches Erlebnis. Ich musste nur noch denken, dass Lucky jetzt in den Trab wechseln sollte bei der Bodenarbeit, und er setzte zu einem eleganten und wunderschönen Trab an - ohne jegliche Hektik. Es ist jetzt die Zeit dafür, immer genauere und sanftere Zeichen zu geben. Lucky ärgert sich, wenn man ihm keine Chance gibt, auf leise Zeichen zu reagieren. Da bin ich ganz schön gefordert. So manches Mal habe ich nämlich meine Arme nicht ganz unter Kontrolle und fuchtel in der Gegend herum. Tja, so schnell geht es, und das Pferd ist beim Lernen weiter wie die Reiterin...

   
Wer weckt mich denn so früh? Och ne, muss ich wirklich schon aufstehen?

Wir sind unterdessen schon wieder um einige Erfahrungen reicher und verstehen uns immer besser. Es macht unheimlich Spass mit Lucky, da er so schnell lernt und einem sogar zu helfen versucht, wenn die Zeichen einmal zu wenig klar sind. Wir haben begonnen, die Trense einzusetzen, jedoch erst als Beiwerk und nicht als Steuerhilfe. Meine Hände sind noch zu wenig ruhig. Für Lucky ist es eine neue Erfahrung, dass er sich entscheiden soll, die Trense selber zu nehmen und ihm diese nicht einfach aufgezwungen wird. Teilweise erfordert dies momentan bis 15 Minuten Geduld.

Und wieder haben Lucky und ich zusammen etwas erreicht: unser erster gemeinsamer Ausritt ohne Begleitung. Gestern (28. Juni 2008) war es soweit. Es war ein heisser Samstag Vormittag und Lucky war dadurch etwas träge. Auf die ersten Kommandos reagierte er exakt und schnell, nahm auch die Trense früher wie die paar Mal zuvor, also wagte ich es, in dem Lucky und mir unterdessen bekannten Gelände zu reiten. Zuerst war Lucky ganz leicht angespannt und reagierte stur auf meine Zeichen, doch nach dem ersten Rückwärtskommando war er wie verwandelt. Forsch und aufmerksam, aber nicht pressierend schritt er vorwärts, immer auf meine Zeichen achtend, was ich mit einigen Fresshalten belohnte. Selbst auf dem Rückweg konnte Lucky auf das kleinste Zeichen zum Halten bewogen werden und legte sich nicht in den Zaum (und dies ohne jeglichen Einsatz der Trense - diese wurde lediglich als Beiwerk mitgeführt, um Lucky daran zu gewöhnen). Einmal mehr ein wunderschönes Gefühl und das, was ich mir unter Freizeitreiten gewünscht hatte. Wenn Lucky noch vertrauter wird mit dem Gelände, und die Temperaturen kühler werden, wird er mich dann sicher wieder mehr herausfordern. Aber so bleiben wir nicht stehen und können unsere Harmonie trainieren. Einfach herrlich!

Unterdessen schreiben wir den 3. August 2008. Lucky und ich haben mehrere Ausritte mit Fränzi und Ivory oder Abu und Monika hinter uns. Oder dann haben uns Fränzi und Sarah begleitet. Lucky hat sich unterdessen schon gut an das Gelände gewöhnt - wir meiden Strasse und Wohnsiedlungen noch bewusst - und deshalb lässt er mich ab und an spüren, wie wenig ich vom Reiten trotz all der Ausbildung weiss bzw. kann. Immer mal wieder gelingt es ihm, dass er mit mir ausreitet und nicht ich mit ihm. Das heisst für mich, ich muss noch mehr Respekt von ihm erhalten, was nur mit Konsequenz und Übung zu erreichen ist. Ich muss ihm zeigen, dass ich fähig bin, ihn zu führen und ihn zu schützen. Ich scheue mich oft davor, Stufe 4 (gemäss Parelli) einzusetzen, aus Angst, ich könnte zu früh, zu stark reagieren. Sobald ich zu denken beginne und nicht gleich handle, bin ich eh schon zu spät dran. Überlegt ein Pferd in der Natur bei einer Gefahr, hat es schon verloren... Trotzdem geht es tröpfchenweise vorwärts. Bei jedem Zusammentreffen mit Lucky spüre ich aufs Neue, dass ich mich für die richtige Reitweise entschieden habe. Auch wenn wir Anhänger der Natural Horsemanship-Methode gerne belächelt werden, so entschädigt die sanfte Reaktion von Lucky mich tausendfach für alle Mühen.

Am 10. September 2008 hatten Lucky und ich eine tolle Reitstunde. ich war entspannt, was mein vierbeiniger Schützling natürlich sofort spürte und mit der Reaktion auf feinste Zeichen belohnte. Auch das bis anhin so angsteinflössende Stehen über einer am Boden liegenden Stange oder das Seitwärtsgehen über der Stange stehend hat geklappt. Es war ein wunderschönes Gefühl, Lucky so mühelos zu bewegen.

Den ersten Geländeversuch durch etwas belebtere Strassen hat leider nicht gut funktioniert. Trotz Begleitung durch den fast furchtlosen Abu hatte Lucky zu viel Angst vor den vielen neuen Einflüssen. Da braucht es noch viel Geduld und Übung - aber wir sind zuversichtlich, auch diese Hürde noch zu schaffen.

04. Oktober 2008: Lucky und ich genossen heute einen wunderschönen Ausritt durch den herbstlichen Wald bei zwar kühlem Wind aber herrlichem Sonnenschein. Dabei habe ich zum ersten Mal Lucky mit der Trense alleine im Gelände geführt. Wir hatten am vergangenen Dienstag dies in Begleitung von Monika und Abu getestet. Am Dienstag waren wir übrigens auch das erste Mal im Dunklen unterwegs. Lucky war dabei komplett furchtlos. Es ist schön, dass er sich weder vor Wind noch vor Dunkelheit fürchtet. Auch der Regen macht ihm nicht viel aus. Das macht das Ausreiten natürlich einfacher.

Die Reitbeteiligung habe ich auf dreimal die Woche ausdehnen können. So können wir Reitstunde, Bodenarbeit und Ausritt gemütlich und trotzdem gleich intensiv üben. Und für mich ist es die schönste Freizeitbeschäftigung überhaupt.

Gestern traf zu unserer Freude der neue Sattel ein. Carmen gönnt Lucky und uns einen leichten, pferderückenfreundlichen Balance-Sattel. Bis ich da den richtigen Sitz draufhaben werde, wird es leider noch einige Zeit dauern. Aber es lohnt sich! Ich freue mich schon darauf, in der nächsten Reitstunde mit dem Sattel zu beginnen.

 

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Stand: 15. Februar 2009